Weihnachten ohne euch (2008)


 

Der Wind weht die letzten Blätter von den Bäumen,
treibt sie durchs graue Häusermeer,
wirbelt sie durch Hecken und Zäune,
bläst die regennassen Straßen leer.

Ein verlorener Schirm wirbelt knapp an mir vorbei,
jagt eine Katze in ein dunkles Kellerloch,
bricht an einer alten Buche entzwei,
und fliegt weiter zum Himmel hoch.

Kalte Nebelschwaden malen schaurige Gespenster
und machen mir eine Gänsehaut.
Fahles Licht fällt durch die Fenster,
der prasselnde Regen frisst jeden Laut.

Aus einer alten Kneipe dringt Biergestank,
da steht ein knorriger Tannenstock.
Ich setz mich auf die Ofenbank
bestell mir einen dreifachen Grog.

Ich zeig dem Wirt das letzte Foto von uns,
er versteht mich auch ohne ein Wort.
Meine Gefühle erraten ist wohl keine Kunst,
ich sag nur: eines Tages waren sie fort.

Er sagt nur: süße Kinder, hübsche Frau,
dann schenkt er uns noch einmal ein.
Und ich muss wieder raus ins Grau
auf der Suche nach meinem neuen Sein.