Alles Grau (1983 / Neu 2016)


 

Rumpelnd und stampfend ist eben der Zug

in die hässlich graue Bahnstation eingefahren.

Aus dicken grauen Wolken ergießt sich Regen,

aus dem grauen Zug Jungs mit langen Haaren.

 

An seine dreckige alte graue Schwalbe gelehnt

steht, mit ganz finst‘rem Blick, der dicke ABVer.

Er trägt seine stets gut gebügelte grüne Uniform,

dadurch wirkt hier alles nur noch etwas grauer.

 

Alte, grauhaarige Menschen schauen angewidert

auf die Jungs, die darüber nur amüsiert grienen.

Mit wild schlagenden und hüpfenden Herzen,

kichern die Mädels hinter grauen Gardinen.

 

Aus dem Dorfkrug klingt schon laute Musik,

von Kassette kommt Dylan’s Maggies Farm.

Nur ein paar Mark kostet es Eintritt,

das Bier flockt schon, der Pfeffi ist warm.

 

Nach und nach Erscheinen auch Mädchen.

warten bis Jungs sie zum Tanz abholen

Und in den wenigen, schönen Stunden,

wird dann auch so manches Herz gestohlen.

 

Die Jungs zieht es irgendwann zum Bahnhof,

oder in die Arme einer süßen Maid.

Wichtig, dass sie kurz ausbrechen konnten,

aus dem viel zu engen, grauem Kleid.

 

Und spät in der tiefgrauen Nacht schreibt,

der Linientreue ABVer Graumann seinen Bericht:

Laute Musik, Zungenküsse im Gebüsch, Fröhlichkeit,

eine Bedrohung für den Sozialismus bestand aber nicht!